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Die Schuckgeschichte Sardiniens: Vom Rohmetall zum Silberschmuck

Die erstaunlichen Bodenschätze Sardinens lockten bereits in der Antike Händler und Eroberer an. Einen Beweis dafür geben die vielen Ortsnamen, die auf Bergbau schließen lassen (Argentiera, Montiferru, Funtana Raminosa und Cappo Ferratu). Der Begriff Gennarbentu (Silberträger) geht auf Eugenio Marchese zurück, den damaligen Leiter des Bergbaus auf Sardinien, der die Förderung des wertvollen Metalls rund um das Dorf Talana. Bergbau und die Förderung von Mineralvorkommen lassen sich in Sardinien bis in die Antike zurückverfolgen

6000 v. Chr.: früheste Bergbauarbeiten

Die Schmucktradition Sardiniens begann vermutlich um das 6. Jahrtausend v. Chr. im zentral-östlichen Teil der Insel (Monte Arci). Durch den Abbau des wertvollen Obsidians auf weiteren 70 Hektar Land entstanden neue Siedlungen. Von dort aus wurde jenes hochwertige Metall nach Südfrankreich und Norditalien exportiert. Monte Arci entwickelte sich zu einem der wichtigsten Handelszentren dieser Zeit durch die Verarbeitung von vulkanischem Glas und Obsidian.

3000 v. Chr.: Silberverarbeitung und Metallbearbeitung

Etwa 3000 v. Chr. wurden Metallbearbeitungsverfahren vom östlichen Becken des Mittelmeers übernommen, wodurch Sardiniens Silber- und Metallbearbeitungsindustrie ein für seine Zeit sehr hohes Niveau erreichte. Erste Nachweise für Silberextraktionsverfahren, die seit der frühen Kupfersteinzeit angewended werden, hat man auf Sardinien gefunden.

ab 1000 v. Chr.: Silberverarbeitung und Metallbearbeitung

Die geographische Lage der Insel in Kombination mit ihren begehrenswerten Bodenschätzen, brachte ihr großen Wohlstand und zog zwischen dem 10. und 8. Jahrhundert v. Chr. phönizische und später karthagische Kaufleute an. Diese profitierten vor allem von den Bodenschätzen in derRegion ‚Inglesiente‘, wo Spuren von Ausgrabungen und Metallschmelzreste von Archäologen entdeckt wurden.

Römerzeit

Ab dem Jahr 238 v. Chr. war Sardinien unter römischer Herrschaft. Karthago musste die Insel  den Römern überlassen nach der Niederlage im 1. Punischen Krieg und dem Aufstand der Söldner, die auf der Insel festgehalten wurden. 226 v. Chr. wurde Sardinien zur römischen Provinz erklärt. Unter römischer Herrschaft wuchs der Abbau der Bodenschätze enorm, vor allem wenn es um wertvolles Blei und Silber ging. Seit 239 v. Chr. hatte die Römische Republik Silber als Währungseinheit verwendet, wohingegen Blei häufig in vielen verschiedenen Bereichen des alltäglichen Lebens Anwendung fand, von Kochtöpfen bis Wasserpfeifen. Sardinien war nach Britannien und Spanien die Provinz mit der größten Menge an verarbeitetem Metall. Die Erträge des Bergbaus während der gesamten Zeit unter römischer Herrschaft werden auf 6000 Tonnen Blei und 1000 Tonnen Silber geschätzt. Die Bergbauindustrie der Römer war jedoch nicht auf den Becken von Iglesiente beschränkt, tatsächlich beuteten sie auch die reichen Vorkommen an Silber in Sarrabus aus. Auch der Geograf Solinus bezog sich auf die Silbervorkommen Sardiniens, als er schrieb: „India ebore, argento Sardinia, Attica melle“ (Indien ist berühmt für Elfenbein, Sardinien für Silber, Attica für Honig).

Mittelalter

Nach dem Zerfall des römischen Imperiums kam die Insel unter byzantinische Herrschaft, was der Bergbauindustrie und der Metallverarbeitung zu einem Aufschwung verhalf. Silber wurde erneut zu einem der wichtigsten Exportprodukte der Insel, obwohl der Handel an circa 700 Stationen des Mittelmeers durch arabische Plünderungen erschwert war. Für Sardinien bedeuteten die andauernden Plünderungen durch die Araber für lange Zeit eine große Gefahr und führten dazu, dass ein großer Teil des Volkes von den Küstengebieten  ins Innere des Landes abwanderte.

Mehr und mehr vom Zentrum des Byzantinischen Reiches isoliert wurde Sardinien zum ersten Mal zu einer autonomen poltischen Macht. Man teilte die Insel daher in vier unabhängige und souveräne Königreiche: Giudicati von Cagliari, Arborea, Torres und Gallura. Einige Dokumente dieser Zeit belegen, dass die Bergbauindustrie weiterhin anhielt.

Nachdem im 9. Jahrhundert Pisa die Macht über Sardinien erlangt hatte, erreichte die Bergbauindustrie unter dem Oberhaupt der Königsfamilie, Ugolino della Gherardesca, einen neuen Höhepunkt. Er ließ ein Gebiet über 590 Quadratkilometer bearbeiten, das aufgrund seines Reichtums an Bodenschätzen Argentaria del Sigerro genannt wird. Darüber hinaus gab er die Förderung der Mineralien in die Hände fähiger Arbeiter aus der Toskana und versuchte, seine Herrschaftsgebiete neu zu besiedeln. Der bedeutendste Verdienst der demographischen Politik der Gherardeschi war jedoch die Gründung der Stadt Villa di Chiesa, das heutige Iglesias.

In der Region Iglesiente knüpfte die pisanische Familie an die Leistungen der Römer an, indem sie neue Schächte bauen ließ und die alten Metalladern wieder ans Tageslicht beförderte.